Agile Führungskraft leitet Team durch flexible Entscheidungsprozesse.In Zeiten, in denen sich Umstände fast täglich ändern und Unsicherheiten zur Normalität werden, stellen sich oft die Fragen: Warum ist agile Führung in Krisenzeiten wichtiger denn je? und Was macht den Unterschied zwischen erfolgreicher und gescheiterter Führung in Krisenzeiten? Agile Führung wird zunehmend als Schlüsselkompetenz angesehen, um Organisationen durch stürmische Gewässer zu navigieren. Doch was bedeutet das eigentlich genau und konkret? Agile Führung bedeutet mehr als schnelle Anpassungen, es geht um den Aufbau von Resilienz, die Entwicklung eines agilen Mindsets und die Fähigkeit, mit Flexibilität und Empathie durch unsichere Zeiten zu führen.

Unsere heutige Arbeitswelt zeigt sich geprägt von ständigen Veränderungen und Krisenmomenten, sei es durch globale Pandemien, wirtschaftliche Unsicherheiten oder technologische Umbrüche. Gerade in diesen Zeiten zeigt sich, wie wichtig es ist, agile Prinzipien auch in der Führung fest zu verankern. Doch viele Führungskräfte sehen sich mit Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur ihre Anpassungsfähigkeit, sondern auch die Stabilität ihrer Teams auf die Probe stellen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie agile Führungskräfte auch in schwierigen Situationen erfolgreich bleiben können, welche Schlüsselprinzipien den Unterschied ausmachen und warum Agilität in Krisenzeiten überlebenswichtig ist.

Die vier Schlüsselprinzipien agiler Führung unter Druck

1. Flexibilität in Denk- und Handlungsmustern

In Krisenzeiten wird Flexibilität zur Kernkompetenz, da starre Pläne oft unbrauchbar werden. Statt langfristiger Planungen gehen agile Führungskräfte dazu über, in kurzen Zyklen zu denken, was schnelles Reagieren ermöglicht. Sie verlassen sich dabei nicht auf detaillierte, langfristige Pläne, sondern bleiben offen für situative Anpassungen. Führungskräfte agieren näher am Geschehen und beziehen Feedback aus erster Hand direkt in ihre Entscheidungen mit ein, um sicherzustellen, dass ihre Reaktionen präzise und relevant sind. Sie akzeptieren, dass nicht jede Entscheidung perfekt sein kann und sehen Anpassung als festen Bestandteil ihrer Arbeit.

Ein Beispiel für diese flexible Führung zeigte ein Software-Unternehmen, das täglich kurze Feedback-Sitzungen abhielt, in denen Herausforderungen besprochen und direkt Maßnahmen abgeleitet wurden. Dadurch konnten sie schnell Anpassungen vornehmen, ohne den Überblick zu verlieren. Dieser Ansatz half, Hindernisse rasch zu bewältigen und schuf ein Umfeld, in dem das Team sich auf kleine, umsetzbare Schritte konzentrieren konnte.

2. Fokus auf kontinuierliche Verbesserung statt auf Perfektion

Agiles Team arbeitet an kontinuierlicher Verbesserung durch Iteration und Feedback.

In Zeiten hoher Unsicherheit ist Perfektion eine Illusion, die mehr belastet als hilft. Führungskräfte in einer agilen Kultur setzen auf kontinuierliche Verbesserung: Sie bringen Ideen rasch zur Anwendung, um in der Realität zu testen, was funktioniert und was nicht. Anstatt auf den „perfekten“ Zeitpunkt zu warten, schaffen sie lieber schnelle Prototypen und Lösungen, die laufend verbessert werden. Es geht darum, schnell zu scheitern und aus diesen Erfahrungen zu lernen, um dann darauf aufbauend zu wachsen.

Ein Praxisbeispiel ist der Umgang eines IT-Dienstleisters mit neuen Kundenanforderungen: Anstatt monatelang an einer finalen Lösung zu arbeiten, wurde zunächst eine Basisversion entwickelt und getestet. Die Rückmeldungen der Kunden und des Teams führten zu einer Reihe kleiner Anpassungen, die letztlich eine produktive und bedarfsorientierte Lösung hervorbrachten. Dieses Vorgehen stärkte das Vertrauen der Kunden, da sie einbezogen wurden und die kontinuierliche Verbesserung direkt miterleben konnten.


Perfektionismus kann in Krisenzeiten zur Belastung werden, weshalb ein klarer Fokus auf kontinuierliche Verbesserung entscheidend ist.


3. Förderung von Team-Eigenverantwortung und Selbstorganisation

Selbstorganisiertes agiles Team arbeitet eigenverantwortlich an Projektzielen.

Eine agile Führungskraft versteht, dass in Krisenzeiten Mikromanagement ein schwerwiegender Fehler ist. Sie schafft stattdessen ein Umfeld, in dem Teams eigenverantwortlich arbeiten können. Das bedeutet, dass klare Leitplanken und Ziele gesetzt werden, die den Rahmen für kreatives und selbstständiges Arbeiten bilden. Die Führungskraft tritt einen Schritt zurück und gibt dem Team Raum, seine Entscheidungen eigenständig zu treffen. Das steigert die Motivation und Resilienz der Teams erheblich, da sie nicht nur passiv Anweisungen ausführen, sondern aktiv Verantwortung übernehmen.

Ein Unternehmen, das dieses Prinzip erfolgreich umsetzte, stellte seinen Teams in der COVID-19-Pandemie die Führung ihrer Projekte weitgehend frei. Die Teams wurden darin geschult, wie sie OKRs (Objectives and Key Results) einsetzen, um ihre Ziele autonom zu priorisieren und umzusetzen. Die Führungskraft griff nur unterstützend ein, wenn sie gebraucht wurde. Diese Maßnahme führte nicht nur zu einer höheren Effizienz, sondern das Team entwickelte auch ein stärkeres Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen.


Ein guter Product Owner oder Stakeholder kann agile Teams in herausfordernden Zeiten unterstützen und klare Rahmenbedingungen schaffen. Mehr dazu hier: Agile Projektmanagement: Was macht einen guten Product Owner aus?


Praktische Schritte zur Förderung der Selbstverantwortung:

  • Setzen Sie auf OKRs (Objectives and Key Results), um klare Ziele und Leitlinien zu setzen.
  • Lassen Sie Raum für kreative Lösungsfindung innerhalb des Teams.

Die Firma Bosenet Systemhaus GmbH & Co. KG  bietet nicht nur in Krisenzeiten zahlreiche zusätzliche Ressourcen zur Unterstützung (agiler) Führungskräfte.


4. Empathie und authentische Kommunikation

Eine Krise ist nicht nur eine betriebliche, sondern auch eine persönliche Herausforderung für jedes Teammitglied. Agile Führungskräfte zeigen sich in solchen Zeiten empathisch und kommunikativ. Sie sind sich bewusst, dass Unsicherheit und Stress die Motivation und Leistung ihrer Teams beeinflussen können, und treten daher offen und authentisch in den Dialog. Es wird nicht nur über Aufgaben gesprochen, sondern auch über die Gefühle und Sorgen der Mitarbeitenden. Die Führungskraft schafft eine Atmosphäre, in der die Teams wissen, dass ihre Sorgen ernst genommen werden.

Ein Beispiel aus der Praxis war ein Teamleiter, der sich während einer Krise Zeit für Einzelgespräche mit seinen Teammitgliedern nahm, um ihre Belastungen und Ängste zu verstehen. Diese empathische Kommunikation förderte ein Klima des Vertrauens und gab dem Team die Sicherheit, dass die Führung ihre Herausforderungen nicht nur verstand, sondern auch bereit war, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.


In Krisenzeiten erfordert die agile Führung Empathie und Authentizität – dies wird besonders bei einer modernen, neu gedachten Führung deutlich.


Die häufigsten Fallstricke in der agilen Führung während Krisen – und wie man sie vermeidet

Kontrolle statt Vertrauen: Oft reagieren Führungskräfte in Krisenzeiten mit Mikromanagement. Doch Kontrolle schränkt Agilität ein und führt zu Frustration. Vertrauen ist hier die bessere Wahl. Indem Sie Ihrem Team zutrauen, selbst Lösungen zu finden, stärken Sie dessen Resilienz und Eigenverantwortung.

Schnellschüsse ohne Ziel: Auch in turbulenten Zeiten ist es wichtig, den Fokus nicht zu verlieren. Planlosigkeit untergräbt die Stabilität und kann Agilität sabotieren. Klare Prioritäten und Ziele – die jedoch flexibel angepasst werden können – sind entscheidend.

Überlastung und Burnout im Team: Krisen belasten auch das stärkste Team. Eine agile Führungskraft muss in der Lage sein, die Zeichen von Überlastung zu erkennen und gegenzusteuern. Regelmäßige Check-ins und Stand-Ups bieten Gelegenheit, Probleme frühzeitig zu adressieren.

Krisenkommunikation als Stolperfalle: Offene und transparente Kommunikation ist ein Eckpfeiler agiler Führung. Zu oft wird aus Angst vor Verunsicherung nicht alles weitergegeben, was langfristig jedoch das Vertrauen untergräbt. Wählen Sie eine klare und einfühlsame Kommunikation, die keine falschen Hoffnungen macht, aber Transparenz schafft.

Praktische Methoden und Werkzeuge für agile Führung in Krisenzeiten

Daily Stand-Ups und Check-ins für schnelle Orientierung und Unterstützung

In Krisenzeiten ist es entscheidend, regelmäßig Updates zu teilen. Stand-Ups helfen, das Team auf dem Laufenden zu halten, schnell Hindernisse zu erkennen und Lösungen zu koordinieren.

Retrospektiven: Sofortiges Lernen und Anpassen

Retrospektiven bieten einen Raum für Reflexion und iterative Anpassung – zwei entscheidende Elemente agiler Führung. Hier können Teams gezielt reflektieren, was gut lief und was optimiert werden kann. In Krisenzeiten können Sie Retrospektiven in kürzeren Abständen durchführen, um Lernprozesse zu beschleunigen.

Backlog-Priorisierung und „Fail Fast“-Mentalität

Ein klarer und priorisierter Backlog ist gerade in turbulenten Phasen ein effektives Werkzeug, um sich auf die wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren. Die „Fail Fast, Learn Faster“-Mentalität unterstützt Teams dabei, schnell auf Fehler zu reagieren und neue Lösungen zu entwickeln.

Praxisbeispiel: Ein internationales Unternehmen führte wöchentliche Backlog-Priorisierungen ein, um die drängendsten Aufgaben anzugehen. Dieses Vorgehen ermöglichte eine schnelle Anpassung an neue Anforderungen und verhalf dem Team, trotz der Herausforderungen den Fokus zu behalten.

Agile Führung in der Praxis: Erfolgreiche Beispiele und Lessons Learned

Beispiel 1: CEO eines mittelständischen Unternehmens während der COVID-19-Krise

Maßnahmen: Ein CEO etablierte agile Prinzipien und setzte auf regelmäßige Check-ins sowie klare Priorisierungen der Aufgaben. Er führte kurzfristige Sprints ein, um Anpassungen schnell vorzunehmen und die wichtigsten Herausforderungen im Blick zu behalten. Zudem wurde die Entscheidungsfindung dezentralisiert, sodass Teams eigenständig handeln konnten.

Ergebnisse: Die schnelle Umstellung ermöglichte dem Unternehmen, flexibler auf plötzliche Marktveränderungen zu reagieren. Die Eigenverantwortung der Teams sorgte für höhere Motivation und Resilienz, was dazu beitrug, Umsatzeinbußen zu minimieren und die Kundenbindung zu stärken.

Beispiel 2: Agile Coaches und Scrum Master als Führungskräfte in turbulenten Projekten

Maßnahmen: Agile Coaches und Scrum Master in einem hochkomplexen Projekt setzten verstärkt auf Retrospektiven und ständige Feedback-Schleifen. Durch engmaschige Kommunikation konnten Hindernisse frühzeitig identifiziert und zeitnah gelöst werden. Die Teams arbeiteten iterativ und wurden dazu ermutigt, selbst Verantwortung für Projektergebnisse zu übernehmen.

Ergebnisse: Die Teams erhöhten ihre Produktivität und trafen bessere Entscheidungen durch schnelle Kursanpassungen. Die Einführung von Retrospektiven schuf ein Klima des kontinuierlichen Lernens, sodass das Projekt trotz hoher Komplexität und ständig wechselnder Anforderungen pünktlich abgeschlossen werden konnte.

Beispiel 3: Ein internationales Unternehmen, das auf Remote-Arbeit umstieg

Maßnahmen: Beim Übergang zur Remote-Arbeit führte das Unternehmen agile Werkzeuge wie virtuelle Kanban-Boards und tägliche Stand-Ups ein, um die Kommunikation und Transparenz zu verbessern. Digitale Retrospektiven wurden genutzt, um Herausforderungen in der Remote-Zusammenarbeit zu identifizieren und anzupassen. Der Fokus lag dabei auf der Schulung der Mitarbeitenden in agilen Methoden, um Selbstorganisation zu fördern.

Ergebnisse: Die schnellen Maßnahmen ermöglichten einen nahtlosen Übergang zur Remote-Arbeit und stärkten das Vertrauen der Teams in ihre eigene Selbstorganisation. Die Einführung klarer Kommunikations- und Kollaborationsrichtlinien half, Missverständnisse zu reduzieren, und führte zu einer gesteigerten Effizienz bei der Projektumsetzung.


Die Bedeutung dieser Prinzipien für die agile Führung in Krisenzeiten wird auch in diesem Harvard Business Review Artikel näher beleuchtet


Fazit: Der wahre Unterschied agiler Führung in Krisenzeiten

Fazit: Der wahre Unterschied agiler Führung in KrisenzeitenAgile Führung in Krisenzeiten erfordert mehr als nur Anpassungsfähigkeit. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem Flexibilität, Empathie und klare Kommunikation entscheidend sind. Die Fähigkeit, Teams durch Vertrauen und Selbstorganisation zu stärken, schafft die notwendige Resilienz, um Krisen erfolgreich zu überstehen. Jede Krise birgt eine Chance für Wachstum und Verbesserung, wenn wir bereit sind, agil zu führen und kontinuierlich zu lernen.

Diskussionsfragen zur Anregung

Und nun sind Sie dran:

  1. Was bedeutet „agil“ für Sie in schwierigen Zeiten – wie wenden Sie die Prinzipien selbst an?
  2. Welche Methoden und Techniken haben Sie in Krisensituationen als hilfreich empfunden?
  3. Worin sehen Sie die größten Herausforderungen, agile Prinzipien in Krisenzeiten anzuwenden?

Diese Fragen sind darauf ausgelegt, den Dialog über die agile Führung in Krisenzeiten zu fördern und Erfahrungen auszutauschen. Agile Führung ist nicht nur eine Technik, sondern eine Haltung, die Krisen nicht als Hindernis, sondern als Gelegenheit für Wachstum versteht.

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Agile Führung in herausfordernden Zeiten: Strategien, die wirklich wirken
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Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Prinzipien und bewährten Praktiken für agile Führung in schwierigen Phasen. Erfahren Sie, wie Sie mit Flexibilität, kontinuierlicher Verbesserung und Empathie erfolgreich durch Krisenzeiten navigieren.
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